Revolutionsbräuhof (RBH) Postfach 142, A-1181 Wien Tel.: (01) 310 76 93, 319 52 22 E-Mail Treffen: Jeden Di, 20.00 Uhr Anarchistische Buchhandlung; Hahng. 15, A-1090 Wien. |
In einem "demokratischen Rechtsstaat" zu leben, ist für kritische Linke ein Vorteil (wenn auch ein zynischer), im Vergleich zu Ländern mit schwächeren Bürgerrechten sind die Möglichkeiten für Protest sowie dessen Veröffentlichung weitaus breiter gestreut. Auch die Gefahr von politischer Verfolgung ist beispielsweise in Österreich geringer als im selben Land noch vor 60 Jahren - nichtsdestotrotz gibt es Situationen und Zusammenhänge, in denen öffentliche Agitation für die Agitierenden gefährlicher sein kann als im "Normalfall", z.B. in Vorwahlzeiten, oder, um ein drastischeres Beispiel zu nennen, während eines Krieges.
Dieser schmale Grat der Sicherheit, auf dem man sich bewegt, wenn man in einem "demokratischen Rechtsstaat" (der Wortlänge halber wird des weiteren der Begriff Demokratie verwendet) laute Kritik an den Verhältnissen äußert, die sich nicht in den bürgerlichen Rastern eines Parlamentsparteienspektrums bewegt, ist sehr labil und schlägt leicht in die Abgründe um, die sich auftun, wenn sich die wenigen vorhandenen Strukturen rechtlicher und politischer Absicherung selbst ausschalten. Diese Strukturen sind für die Parteibonzen und Repräsentanten "des Volkes" ungleich dichter und sicherer, wir sprechen hier natürlich von den tatsächlichen Gegebenheiten für den sogenannten "Normalbürger".
Dieser hat sich auch in einer Demokratie an die vorgegebenen Linien, Medien sowie Mitbestimmungsinstitutionen (nämlich den Wahlen genannten Zetterl-Kreuz-Festen) zu halten, durch diesen Zwang wird nicht nur die Form scheinbar "salonfähig" gemacht, der Inhalt wird durch die Form bestimmt, mehr noch die Qualität. Was darüber hinausgeht, ist "radikal" und in den selbstgefälligen Kreisen der Demokraten verpönt, auch wenn in den Schulen Gerüchte von der Meinungsfreiheit verbreitet werden. In der Praxis gibt es in Österreich eine Medienlandschaft, die 1) zu 80 % ausschließlich von den miteinander verwobenen Fellner und Krone Konzernen bestimmt wird und in der 2) linke Gesellschaftskritik als "Nestbeschmutzung", illusionär oder, sinngemäß, "linker Faschismus", gegen den sich früher in diesem Land "die Tapferen" gewehrt haben, bezeichnet. Aus diesen Gründen existiert eine solche linke Gesellschaftskritik im offiziellen Meinungsbild entweder gar nicht, oder sie beschränkt sich auf Themen, in denen man sich einerseits etablieren kann, die andererseits aber auch zu nichts führen und nicht einmal das Bild dieser Welt ändern werden - wie zum Beispiel der "Kampf für geschlechtsneutrale Schreibweise". Diese wird sich, wenn durchgesetzt (was allerdings nicht eintreffen wird), vorzüglich in das Bild des Schöne Neue Welt - Neusprech einfügen. An der miserablen Situation von Frauen aus sozial defavorisierten Milieus wird sie nichts ändern. Abgesehen davon schafft das natürlich nicht das "in Europa bereits verschwundene" Patriarchat ab, sondern diesen Frauen andere, wesentlichere Probleme. Dieser scheinbare Zwang, sich auf einen kleinen Bereich vom großen Elend zu beschränken, hat vielfältige Auswirkungen auf die Menschen, welche sich in, egal welcher, Form über die Verhältnisse und ihre Mängel empören und dies auch kundtun: von Independent Musik über radikale Tierschützer bis hin zur krassesten Ausformung, nämlich "Licht ins Dunkel" und ähnlichen käuflichen Ablassinstitutionen. Aber wir schweifen ab, soviel dazu.
Die Ausformungen, die eine Ausschaltung des Rechtsstaates (man könnte auch "sich durch die Institutionen putschen" sagen) durch darin verankerte Institutionen, Parteien, "Bewegungen" etc. , annehmen kann, sind variabel. Beispiele dafür hat es in Österreich 1934 und in Deutschland 1933 gegeben. Die Anlässe - und ohne einen solchen lässt sich kein sonst irrationales Gesetz verkaufen - waren hier innenpolitische Auseinandersetzungen. Lässt ei1 n Anlass auf sich warten oder ist keiner in Sicht, heißt das für die Apologeten der Macht nicht, daß sie ihre Pläne absagen müssen - dann wird eben ein Anlass konstruiert. So brannte 1933 der deutsche Reichstag; von der SA angezündet, wurde das Feuer den Kommunisten in die Schuhe geschoben. Der weitere Verlauf der Geschichte (-> Notstandsgesetze) gab dieser Strategie Recht und den Nazis die uneingeschränkte Macht, führte zum größten Massenmord der Geschichte mit industrieller Logik.
Was hat das mit unserer heutigen Situation zu tun? Derzeit erleben wir global solche Anlassgesetzgebungen in unterschiedlichsten Ausprägungen. Fangen wir in Österreich an. Für die Letzten, denen es noch nicht aufgefallen ist: im ersten Monat des laufenden Jahres fand in Österreich eine massive Kampagne für ein Volksbegehren statt, in dessen Text zwar irgendwo das Wort "Atomkraftwerk" vorgekommen ist, das aber nichts im entferntesten mit Kernenergie als Problem zu tun hatte. Auf die Gründe für die Wirkungslosigkeit dieses Volksbegehrens wird hier nicht wieder im Detail eingegangen, es genügt zu wissen, daß solche Volksbegehren in Österreich eigentlich immer Begehren geblieben sind, umgesetzt wurden ihre Forderungen nie. Bestimmender Inhalt der Auftritte von Riess-Passer, Haider und Konsortien war die Botschaft, daß "der Tscheche" bestraft werden soll, die "Regeln" (welche auch immer) würden auch für - erraten, wieder "die Tschechen" und die "Tschechei" überhaupt gelten. Die Initiatoren dieser Kampagne, FPÖ unterstützt von der Kronen Zeitung, haben damit ein Thema gewählt, mit dem sie schon immer hoffen konnte, ihre Stammwählerschaft zu mobilisieren - Rassismus. Gegen die Anderen. Gegen das Ausland oder ein Land im speziellen.
Der Inhalt ist egal, der Erfolg sowieso, der einzige Erfolg, der zählt, ist nämlich die Ablenkung von anderen Themen und, wie bereits erwähnt, die Mobilisierung. In der Methode haben die Freiheitlichen, vom Machtrausch durch die Regierungsbeteiligung ergriffen, übersehen, daß wir das Jahr 2002 haben, sie nicht die Habsburger und die EU nicht ihre Monarchie sind. Eine Tatsache, die wider Erwarten jedoch der Bevölkerung nicht entgangen ist: Das Ergebnis des Volksbegehrens war mickrig. Wer jetzt erwartet, irgendwer könnte daraus Lehren für die Zukunft gezogen haben, wird wohl durch den sich abzeichnenden Osterweiterungs - Antislawismus - Wahlkampf eines Besseren belehrt werden.
Ein anderer Prozess, der momentan läuft und bei dem ein bestimmtes Ziel durch einen x-beliebigen Anlass zu erreichen versucht wird, ist der "Ortstafelstreit". Auch hier passt der Anlass natürlich gut ins Konzept einer Partei, die den deutschen Kulturraum zu verteidigen gedenkt. Über Slowenische Minderheiten lacht man gerne bei Aschermittwochs- und anderen Reden, und eine Kampagne gegen slowenische Ortstafelbezeichnungen lässt sich auch gut verkaufen.
Ob diese aber verhindert werden oder nicht ist Haider wieder letztlich scheißegal, die Diffamierung rechtlicher Absicherungsmechanismen über die Person des Verfassungsrichters Adamovich vor der Öffentlichkeit ist seine wahre Intention. Verbunden mit der Stimmungsmache gegen ein "fremdes" Land, diesmal Slowenien, schlägt die Partei der Tapferen und Anständigen also doppelt Kapital aus einer Kampagne, die wochenlang die Titelseiten beherrscht hat und deren Inhalt nichts mit ihrem Ziel zu tun hat.
Das alles sind sich immer wiederholende Vorgangsweisen, indem man drauf eingeht und sie beschreibt, lässt man sich auf ihre Spielchen ein, es bietet sich jedoch keine bessere Art und Weise an, wie man die wahren Interessen hinter dem wirbel der Tagespolitik entlarven könnte. Überhaupt demonstriert uns die schwarz-blaue Truppe schöner als jede Theorie die Bedeutungslosigkeit der Inhalte, die sie verkündet, über ihre Taten schweigt sie, denn die sprechen auch so Bände. Stichwort Pensionskürzungen, oder Privatisierungspolitik, oder rassistische Asylrechtsmaßnahmen (im "Integrationsvertrag" geschnürt), etc.
Nun gibt es nicht überall eine Regierung wie die österreichische, die mit ein bis zwei Jahrzehnten Verspätung die frühe neoliberaler Politik repräsentiert, welche im restlichen Europa meist in den 80ern und 90ern stattgefunden hat.
Im Gegenteil, diese ist global gesehen in den meisten Bereichen bereits um einige Schritte weiter, ihre Propaganda arbeitet diffiziler als die schwere Rassismuskeule Haiders. Ihre Vertreter hierzulande sind eher Karli "Sparefroh" Grasser und Wolfi "Der Kanzler". Haiders Methoden sind ihnen persönlich fremd, wenn sie auch allgemein gerne davon profitieren. Ihre Welt ist ein Container, mit Kameras ausgestattet, durch die man die lächelnden Minister bei der Arbeit betrachten kann. Einmal wöchentlich werden sie interviewt und verkünden neue phantastische Beschlüsse, die wie Fernsehwerbung für elektrische Luxusgeräte wirken. Ihre Weste ist so teuer wie Armani und so schmutzig wie ein Handelskrieg, aber ihr Waschmittel heißt Multimedia und lässt alles weiß und strahlend erscheinen.
Wenn sie die Wahl hätten, wäre ihr Stil der Propaganda eher der eines George W., und nur die Neutralität hindert sie daran, sich in die Reihe seiner nützlichen Idiotenfreunde einzugliedern. Ja, George W., der zeigt sogar einem Jörgl noch, wie man die Werbetrommel richtig rührt: Ein politisch korrekter Krieg muss her! Eine unsichtbare Bedrohung, die irgendwann für alle sichtbar und verheerend zuschlägt! Die neue Form des weltweiten Kriegstaumels entspricht dem technologischen Stand der Gesellschaft genauso wie der neue "Feind": Die Terroristen haben sich zwar nie explizit zu den Anschlägen vom 11/09/01 bekannt, außerdem ist ihre Existenz in erster Linie virtuell. Latenter Antiamerikanismus in allen Teilen der Welt existiert zweifelsohne, deswegen lässt sich auch leicht glaubhaft machen, überall lauern potenzielle Terroristen, ¯Schläfer¯ genannt. "Wir leben in der Zukunft!", lautet ein beliebter Werbespruch der Marketingstrategen, daher ist es auch plausibel und logisch, wenn die neuen Feindbilder wie aus einem Science Fiction Film anmuten. Nicht körperlich und ohne Gesicht, übersteigert heißt das "Traue niemandem!" und ein Versuch, der Solidarität, die ohnehin schwere Zeiten erlebt, den Todesstoß zu verabreichen.
Natürlich ist der Schulterschlußeffekt eines "Americas New War" (CNN-Emblem) auch herkömmlich, dies ist nicht der erste verhinderbar gewesene Krieg, der nur zu diesem Zweck geführt wird (man beachte die Parallelen zum "Nationalen Schulterschluss", der von Schwarz/Blau während den "EU-14 Sanktionen" proklamiert wurde); es handelt sich um keine Erfindung von George W. Im Gegenteil, einige Jahre später, dieselbe Familie, nur handelte es sich um George senior: vor seiner Entscheidung, dem Irak den Krieg zu erklären, soll er sich mit einer US-Generalsveteran Stimson Biographie zurückgezogen haben. Die Maxime dieses All American Hero: Die USA sollten mindestens einmal pro Generation einen Krieg führen, dies fördere den inneren Zusammenhalt und habe reinigende Effekte in ökonomischer und moralischer Hinsicht.1
Die Strategie ist also althergebracht, nur das Feindbild hat sich, wie bereits erwähnt, diesmal endgültig gewandelt. Mit fatalen Auswirkungen: durch den neuen, eben "virtuellen" Gegner hat eine bereits jahrelange Entwicklung ihr Resultat erreicht. Gegen einen Feind, den man nicht sehen kann, wird jetzt hochgerüstet, und die Waffen sind "nach innen", auf die Bürger, gerichtet. Jeder ist ein potentieller Schläfer! In deutschen Pässen werden in Zukunft auch biometrische Daten enthalten sein, der große Lauschangriff wurde massiv ausgeweitet.
Die nach dem 11. Sept. in den USA vom FBI Festgenommenen haben so gut wie keine Rechte, von vielen hat man seit ihrer Gefangennahme nichts mehr gehört. Alle möglichen Feldzüge, von Palästina bis in den Kaukasus, werden plötzlich zur "Verteidigung gegen Terroristen" erhoben.
Hier geht es nicht darum, Terrorismus von religiösen Fanatikern zu rechtfertigen; auch wenn bis heute nicht plausibel bewiesen worden ist, wer eigentlich die Urheber der Anschläge vom 11. Sept. waren, scheinen zumindest die Piloten der benutzten Flugzeuge jedoch ebendies gewesen zu sein. Im Gegenteil: religiöse Ideologie ist und bleibt das "Opium des Volkes". Nicht nur das, Ideologien im Allgemeinen haben diesen Charakter, sind nichts weiter als ein Ausdruck eines Bedürfnisses zur Veränderung, und gleichzeitig sind sie schon dessen Stillung auf ein halbwegs erträgliches Maß - und damit abzulehnen! Hier geht es nicht darum, sich auf eine Seite zu schlagen. Hier geht es darum, auf beide Seiten einzuschlagen, zu verdeutlichen, daß weder postmoderner, technologiefetischistischer "New Economy" Kapitalismus noch vorindustrielle, religiöse Allmachtsideologie etwas anderes bringen als ein Maximum an Profit sowie Bewahrung der HERRSCHENden Zustände für ihre Verfechter. Es geht darum, endlich für sich selbst einzustehen, anstatt anderen die Macht zu geben, dies für einen zu übernehmen - das irgendwann überhaupt niemand mehr behauptet, zu wissen, was für andere das Beste ist. Alles, was es dazu braucht, ist einmal "Nein!" zu sagen, einmal zu sehen, das Ab- und Auflehnung etwas Neues schaffen können und werden.
Wer noch immer auf einen »Beweis der Unendlichkeit« besteht, und nicht »Engel auf Nadelspitzen« zählen will, dem sei der Irrsinn des Warenfetischismus zum Studium ans Herzen gelegt. Obwohl Apologeten der freien Marktwirtschaft seit dem Niedergang des »realexistierenden Sozialismus« das Ende der Geschichte mit dem Brustton der Überzeugung prophezeiten, hielt sich jene nicht an die Voraussagungen der Professoren und wütete munter weiter.
Die Enttäuschung, dass »Gottes Himmelreich auf Erden« in Form der freien Marktwirtschaft noch immer nicht Wirklichkeit geworden ist, produziert bunte Blüten, um die widerspenstige Geschichte dennoch in Verantwortung nehmen zu können.
Denn, dass Geschichte noch immer nichts anderes als die Auseinandersetzungen zwischen Reich und Arm, die Geschichte der Klassenkämpfe, ist, passt nicht in das Konzept des vermeintlich siegreichen Kapitalismus. Also wird daran herum laviert und der Kampf der Kulturen daraus kreiert. Wem das noch zu kompliziert ist der führt einfach einen apokalyptischen Krieg zwischen Gut und Böse -- B-52 Bomber als himmlische Heerscharen sozusagen.
Was die Geschichte nicht halten kann, versuchen zumindest Markting-Strategen und Werbe-Fritzen hinzukriegen. Nämlich: die Zeit aufzuhalten. Wer immer auch ursprünglich auf die Idee gekommen sein mag -- wahrscheinlich ein Radio-Moderator --, sie hat sich durchgesetzt: Jeden Scheiß als das Größte aller Zeiten zu bezeichnen. Na ja, vielleicht kommt auch so Geschichte zu ihrem Ende; es kann sich kein Schwein mehr daran erinnern, was letzte Woche der größte Hit aller Zeiten war. Das Thema ist ausbaubar: Die größte Einsparung im »Hauptverband der Sozialversicherungen« durch das Abschießen der »roten Bonzen«, zum Beispiel. Jetzt ist alles teurer, dank schwarz-blauer Verwaltungsreform. Oder die größte Entpolitisierung des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks aller Zeiten.
Und wie anfangs versprochen, ein Blick in die Unendlichkeit. Die Priester der Unendlichkeit findet man heutzutage nicht bei den Religionsgemeinschaften, sondern in den PR-Abteilungen der Waschmittel-Industrie. Denn kein Unfug, wie man das chemisch gleiche Zeugs immer wieder in neue Formen bringt, ist groß genug, auf dass es binnen kürzester Zeit keinen neuen, noch viel größeren gäbe. Das Faszinierende dabei ist, dass sowieso jeder seine Wäsche waschen muss, also Waschmittel braucht; also etwas beworben wird, das sich von alleine verkauft. Und auch das Argument, dass mit der Werbung und dem Design der Produkte sozusagen Leute von Omo nach Dash abgeworben werden, zählt nicht, da das ganze Zeugs sowieso weltweit von nur ein, zwei Konzernen erzeugt wird, die sich untereinander selbst gehören.
Das Ganze ist offensichtlich reiner Selbstzweck, oder doch eine Emanation (Ausfluss) des Weltgeistes, der in der Levitation (Schweben) der Kreativität von Industriedesigner seine Ewiglichkeit ausdrücken will?
Wer weiß? Auf jeden Fall dürfte der letzte Ausfluss dieser genialen Geister, grünes Flüssigwaschmittel in kleine Plastiksäckchen abzufüllen, die Kollegen in der Lebensmittelindustrie beflügelt haben. Die lassen nämlich nun Tiefkühlspinat in ziemlich gleichausschauende Formen pressen. Wie praktisch, da braucht man sich nichts weiter merken als »die grünen Dinger besorgen«. Andererseits, wie lange wird es brauchen, dass eine Alzheimer geplagte Oma »Liquids« und »Zwutschgerl« nicht mehr auseinander halten kann und somit der Spinat in der Waschmaschine landet und die Flüssigseife mit Rahm »verfeinert« wird.
Na dann, Prost Mahlzeit!
Eine kleine Auswahl von Büchern, die in der Anarchistischen Buchhandlung erhältlich sind.
Anarchistische Buchhandlung
Hahngasse 15
1090 Wien
Hermann L. Gremliza (Hg.):
Braunbuch Österreich
Ein Nazi kommt selten allein.
Konkret Literaturverlag, 2000, 168 Seiten, 12,06 Euro
Karlheinz Deschner:1
Kriminalgeschichte des Christentums
Band 1: Die Frühzeit, 536 Seiten, 10,54 Euro;
Band 2: Die Spätantike, 679 Seiten, 13,23 Euro;
Band 3: Die Alte Kirche, 715 Seiten, 13,23 Euro;
Band 4: Frühmittzelalter, 618 Seiten, 12,14 Euro;
Band 5: 9. und 10. Jahrhundert, 673 Seiten, 13,23 Euro;
Band 6: Das 11. und 12. Jahrhundert, 656 Seiten, 13,23 Euro
Rowohlt Verlag, 1988 - 2001
Chomsky, Galeano, Roy u.a. (Hrsg. Wolfgang Haug):
Angriff auf die Freiheit?
Die Anschläge in den USA und die "Neue Weltordnung". Hintergründe, Analysen, Positionen.
Trotzdem Verlag, 2001,127 Seiten, 12 Euro
Noam Chomsky:
War against people
Menschenrechte und Schurkenstaaten. Schurkenstaaten sind die USA und ihre Verbündeten, und die Menschenrechte sind ihr Vorwand, Gegenspieler und Opfer, lautet die Grundthese dieses brandaktuellen Buches.
Europa Verlag, 2001, 160 Seiten, 13,28 Euro
Chomsky, Beinin u. a.:
Die neue Weltordnung und der Golfkrieg
Trotzdem Verlag, 1999, 124 Seiten, 9 Euro
Gazi Caglar:
Der Mythos vom Krieg der Zivilisationen
Der Westen gegen den Rest der Welt. Eine Replik auf Samuel P. Huntingtons Kampf der Kulturen.
Unrast Verlag, 2002, 185 Seiten, 13,48 Euro
Gruppe Demontage:
Postfordistische Guerilla
Vom Mythos nationaler Befreiung.
Unrast Verlag, 1999, 292 Seiten, 15, 39 Euro
Gerald Reischl:
Im Visier der Datenjäger
Wie Sie ihr Handy verrät, wer ihre Krankheitsdaten sammelt ...
Ueberreuter Verlag, 1998, 223 Seiten, 19,90 Euro
Rolf Gössner:
"Big Brother" & Co.
Der moderne Überwachungsstaat in der Informationsgesellschaft.
Konkret Literaturverlag, 2000, 191 Seiten, 17,01 Euro
Theodore W. Allen:
Die Erfindung der weißen Rasse
Rassistische Unterdrückung und soziale Kontrolle.
ID Verlag, 1994, 338 Seiten, 24,72 Euro
Beiträge zur Nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik Band 11:
Arbeitsmigration und Flucht
Vertreibung und Arbeitskräfteregulierung im Zwischenkriegseuropa.
Verlag Schwarze Risse, 230 Seiten, 14,75 Euro
Beat Leuthardt:
An den Rändern Europas
Berichte von den Grenzen.
Rotpunktverlag, 1999, 310 Seiten, 21,54 Euro
Helmut Dietrich, Harald Glöde:
Kosovo
Der Krieg gegen die Flüchtlinge.
Forschungsgesellschaft Flucht und Migration Heft 7
Verlag Schwarze Risse, 2000, 144 Seiten, 7,9 Euro
Ernst Lohoff:
Der dritte Weg in den Bürgerkrieg
Jugoslawien und das Ende der nachholenden Modernisierung.
Horlemann Verlag, 1996, 190 Seiten, 12,75 Euro
Autorenkollektiv:
Was ist eigentlich Anarchie?
Einführung in die Theorie und Geschichte des Anarchismus.
Karin Kramer Verlag, 2000, 166 Seiten, 10,82 Euro
Justus F. Wittkop:
Unter der schwarzen Fahne
Aktionen und Gestalten des Anarchismus.
Karin Kramer Verlag, 1996, 272 Seiten, 18,54 Euro
Arno Maierbrugger:
"Fesseln brechen nicht von selbst"
Die Presse der Anarchisten 1890-1933 anhand ausgewählter Beispiele.
Trotzdem Verlag, 1991, 216 Seiten, 15 Euro
Ulrich Klan, Dieter Nelles:
"Es lebt noch eine Flamme"
Rheinische Anarcho-Syndikalisten/-innen in der Weimarer Republik und im Faschismus.
Trotzdem Verlag, 1990, 380 Seiten, 19,26 Euro
Michael Bakunin:
Die revolutionäre Frage
Föderalismus - Sozialismus - Antitheologismus
Unrast Verlag, 2000, 180 Seiten, 12,51 Euro
Alexander Berkman:
Die Tat
Gefängniserinnerungen eines Anarchisten.
Unrast Verlag, 2001, 396 Seiten, 15,39 Euro
Peter Kropotkin:
Gegenseitige Hilfe
"Kropotkin begriff seine 1902 erstmals erschienene Schrift als Ausgangspunkt für einen Wertewandel, der das hierarchische Denken ablösen und das menschliche Wissen - ohne die 'Hypothese der Autorität' - nach neuen gesellschaftlichen Kriterien gestalten würde."
Trotzdem Verlag, 1999, 334 Seiten, 18,54 Euro
Michael Wilk:
Macht, Herrschaft, Emanzipation
Aspekte anarchistischer Staatskritik.
Trotzdem Verlag, 1999,138 Seiten, 10,3 Euro
Wolfgang Haug:
Erich Mühsam
Schriftsteller der Revolution.
Trotzdem Verlag, 1998, 204 Seiten, 9,9 Euro
Heleno Sana:
Die libertäre Revolution
Die Anarchisten im spanischen Bürgerkrieg.
Edition Nautilus, 2001,320 Seiten, 21,4 Euro
George Orwell:
Mein Katalonien
Bericht über den Spanischen Bürgerkrieg
Diogenes, 1975, 287 Seiten, 10,54 Euro
Robert Kurz (Hrsg.):
Marx lesen
Die wichtigsten Texte von Karl Marx für das 21. Jahrhundert. Globalisierung, Fusionen, Börsenfieber: Viele der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen hat Karl Marx bereits vorausgesehen und analysiert.
Eichborn Verlag, 2001, 431 Seiten, 26,45 Euro
Kurz, Lohoff, Trenkle:
Feierabend
Elf Attacken gegen die Arbeit.
Konkret Literaturverlag, 1999, 253 Seiten, 18,02 Euro
Dranbleiben - einmal klappts bestimmt!
Strategie und Taktik für den Betriebskampf.
Edition Revolutionsbräuhof, 1996, 45 Seiten, 4,36 Euro
Roswitha Scholz:
Das Geschlecht des Kapitalismus
Feministische Theorien und die postmoderne Metamorphose des Patriarchats
Horlemann Verlag, 2000, 190 Seiten, 12,72 Euro
Christoph Spehr:
Die Ökofalle
Nachhaltigkeit und Krise. Was ist der Kern der Krise, auf die "nachhaltige" Konzepte reagieren? Die "Ökofalle" geht dieser Diskussion auf den Grund.
Promedia Verlag, 1996, 238 Seiten, 18,02 Euro
Nanni Balestrini:
Die Unsichtbaren
Im Zentrum dieses Romans über die italienische Autonomia steht die "Generation von 1977", die das Land in ein riesiges Laboratorium neuer Lebensentwürfe verwandelte.
Assoziation A, 2001, 221 Seiten, 14,75 Euro
Autonome A.F.R.I.K.A. - Gruppe (Hg.):
Medienrandale
Die Macht der Medien - Ohnmacht der Linken? Rassismus und Antirassismus.
Trotzdem Verlag, 1994, 165 Seiten, 12 Euro
Wien/Austria: Horst Ludwig Meyer hingerichtet und Andrea Klump verhaftet
Datum: Montag, 18. Oktober 1999 14:58
Betreff: (de) Wien-Austria: Schlag gegen RAF
Am Mittwoch den 15. September 1999 wurde in Wien der mutmaßliche RAF (Rote Armee Fraktion)-Aktivist Horst Ludwig Meyer von einer Spezialeinheit der österreichischen Polizei ermordet, und die ebenfalls mutmaßliche RAF-Aktivistin Andrea Klump verhaftet. Über die Ereignisse, welche zu der Ermordung und Verhaftung führten herrscht derzeit noch Unstimmigkeit und Unglaubwürdigkeit. Laut Generaldirektor für öffentliche Sicherheit in Österreich, Michael Sika, standen beide AktivistInnen auf der Fahndungsliste, allerdings nicht international.
Die bürgerlichen Medien sprechen davon, daß Horst und Andrea bereits im Juli 1999 aufgefallen sein sollen, und von einem "Anrainer" (Kurier), bzw. einer "Anrainerin" (Standard) beobachtet und fotografiert worden seien. Beide wären scheinbar dadurch aufgefallen, daß sie mit "Kappen und Sonnenbrillen" (Kurier) bekleidet herumspazierten. Unverständlich bleibt, wieso Menschen, die im heißen Sommermonat Juli mit Sonnenbrille und Schildkappe bekleidet auffallen sollen.
Die als "sehr guter Erfolg" (Kurier) gepriesene Tötungsaktion soll anscheinend am Mittwoch den 15. September 1999 durch den Anruf einer Frau ins Rollen gekommen sein. Diese Person hatte in der Früh in einem Wettbüro in Wien-Donaustadt zwei verdächtige Personen ausgemacht und dies auch gleich, brav wie AktivbürgerInnen sein sollen, den staatlichen Behörden gemeldet. Als eine Polizeistreife die beiden AktivistInnen angehalten hat, soll laut TAZ Horst eine Pistole gezückt haben, während Andrea an Messer hervornahm. Als einer der Polizisten per Funk nach Verstärkung verlangte, konnten die beiden mutmaßlichen RAF-Mitglieder die andere Polizistin überwältigen und entkommen. Einige, wenige Straßen weiter soll Horst dann von der Sondereinheit WEGA beim Versuch ein Auto zu knacken gestellt worden sein. Laut TAZ soll Horst zuerst das Feuer auf die heraneilenden PolizistInnen eröffnet haben und dabei einen Beamten mit zwei Schüssen ins Bein verletzt haben. Anschließend soll es zu einem "hitzigen Schußwechsel" (TAZ) gekommen sein, bevor ein Agent der WEGA Horst mit einem Schuß in die Brust tötete. Andrea hat daraufhin scheinbar ihr Messer von sich geworfen und wurde festgenommen.
Glaubt mensch den bürgerlichen Medien so soll es mehrere Stunden gedauert haben, bis die Polizei eigentlich wußte mit wem sie es zu tun hatte (wegen gefälschter italienischer Pässe). Andrea soll erst einen Tag später von eingeflogenen Beamten des Bundeskriminalamtes (BKA) aus Deutschland identifiziert worden sein. Angeblich sollen bei der Polizei über Zweck und Dauer des Aufenthaltes von Horst und Andrea in Wien noch Unklarheit herrschen. Auch wenn sich die RAF 1998 offiziell selbst aufgelöst hat, so schließ der österreichische Innenminister Karl Schlögel "einen politischen Hintergrund nicht aus" (TAZ). Interessant und hervorhebenswert erscheint mir die Tatsache, daß Horst seine Verfolger lediglich in die Beine schoß, während die Polizei es scheinbar von vornherein auf sein Leben abgesehen hatten. Parallelen zu den Geschehnissen um Bad Kleinen aus dem Jahre 1993, wo bei einer ähnlichen Aktion Wolfgang Grams gestorben ist und Birgit Hogefeld verhaftet wurde, sind nicht zu leugnen Noch heute zieht mensch den Argwohn der bundesdeutschen Staatsbehörden auf sich wenn mensch behauptet der Tod von Wolfgang sei Mord gewesen. Erst kürzlich wurde deswegen gegen die Rote Hilfe-Zeitung ermittelt. Darf mensch den bürgerlichen Medien und den Aussagen der österreichischen Polizei glauben so war die Aktion in Wien mehr oder wenig purer Zufall. Sollte dies stimmen, dann braucht sich der Polizeiapparat, ähnlich wie bei der Verhaftung des rechtsextremen Franz Fuchs, keinesfalls zu rühmen.
Andererseits werden kritische Menschen diese ganze Geschichte wohl vielmehr als eine Lüge und Verschleierungstaktik betrachten. Und die Annahmen, daß es sich bei der Hinrichtung von Horst Ludwig Meyer und der Verhaftung von Andrea Klump um einen "Erfolg" der Zusammenarbeit zwischen österreichischen und deutschen Staatsbehörden, im Zuge des Schengen-Abkommens, scheinen nicht einmal so abstrus zu sein. Fazit der ganzen Aktion: ein toter Genosse, eine verhaftete Genossin (deren Zukunft jetzt relativ unklar ist), eine "erfolgreiche österreichischePolizei" und ein stolzer Innenminister, der behauptet ihm sei "ein schweres Kaliber der deutschen Terrorszene" (TAZ) ins Netz gegangen. Über die Personen Horst Ludwig Meyer und Andrea Klump ist derzeit noch sehr wenig bekannt. Abgesehen davon, daß laut bürgerlichen Medien Horst 1986 an einem Anschlag auf den Siemens-Manager Karl-Heinz Beckurts beteiligt gewesen sein soll.
Fakt ist, daß wieder einmal ein linker Aktivist von der Staatsmacht exekutiert wurde und eine Aktivistin vielleicht für lange Zeit hinter Gittern muß. Egal wie mensch zur Politik und Geschichte der RAF steht, und in dieser Hinsicht haben wir AnarchistInnen bestimmt mehr als einen kritischen Einwand, so ist Solidarität mit den politischen Gefangenen aus der RAF doch dringend geboten. Besonders Andrea braucht nun unsere Unterstützung im Kampf gegen das vernichtende System. Derzeit befinden sich immer noch 8 RAF-AktivistInnen in Haft. Einigen geht es gesundheitlich mehr als schlecht und eine Freilassung wäre längst geboten, jedoch widersetzt sich dem der autoritäre Staatsapparat. Einfach aus dem Grund, daß die AktivistInnen ihre politische Gesinnung nicht verleugnen und mit dem deutschen Staat kooperieren wollen.
FREIHEIT FÜR ANDREA!
SOLIDARITÄT MIT DEN GEFANGENEN AUS DER RAF!
RAF-Mitglieder in Haft:
Eva Haule (Frankfurt, seit 1986)
Brigitte Mohnhaupt (Aichach, seit 1982)
Birgit Hogefeld (Frankfurt, seit 1993)
Rolf Heißler (Frankenthal, seit 1979)
Christian Klar (Bruchsal, seit 1982)
Rolf-Clemens Wagner (Schwalmstadt, seit 1979)
Andrea Klump (Wien, seit 1999)
Adelheid Schulz (Köln, von 1982 bis 1998, derzeit wegen schwerer
Erkrankung
Haftaussetzung)
Derzeitige Haftadresse von Andrea:
Andrea Klump
Justizanstalt Wien-Josefstadt
Wickenburggasse 18-22
1082 Wien
Austria
Staatsrassismus und Polizeiterror
Gerade in den letzten Monaten ist die Anzahl rassistischer Polizeiübergriffe dramatisch
angestiegen, mit dem vorläufig tragischen Höhepunkt, dass im Zuge einer Drogenkontrolle
ein Senegalese zu Tode kam. Während in der BRD immer wieder MigrantInnen von Neonazis
getötet oder schwer verletzt werden, laufen hier nichtösterreichische Menschen Gefahr,
von der heimischen Exekutive bis zum äussersten drangsaliert zu werden. Wir wollen im
folgenden Text darstellen, was Staatsgewalt (sic!) für eine Brutalität an den Tag legen
kann, beziehungsweise welchem Zweck die Existenz der Polizei überhaupt dient.
Der österreichische Staat beansprucht, wie alle anderen Staaten auch, das Gewaltmonopol.
Das heisst, er beansprucht für sich Rechte, die andere nicht haben. Die Legitimation
dafür bezieht er aus der Behauptung, im Interesse der Allgemeinheit zu handeln.
Schliesslich leben wir ja in einem demokratischen Land, in dem laut Verfassung alles Recht
vom »Volk« ausgeht. Wer zu diesem »Volk« gehört und wer nicht, wird nicht nur über
das Konzept der Staatsbürgerschaft definiert, das selbst sehr stark an ethnische
Kriterien gebunden ist. Auch InhaberInnen eines österreichischen Passes bekommen den
rassistischen Grundtenor dieser Gesellschaft zu spüren, wenn sie dem Bild des
Durchschnittsösterreichers nicht entsprechen.
Aufgrund des oben erwähnten staatlichen Gewaltmonopols werden von den HüterInnen dieser
Gesetze auch Mittel angewendet, die sich von denen der zu bekämpfenden RechtsbrecherInnen
kaum unterscheiden. Wer geschlagen, misshandelt und gedemütigt wird, der/dem ist es ein
schwacher Trost, wenn das auf »rechtsstaatlicher Grundlage« passiert. Gewalt tut
nämlich immer weh, verletzt immer Menschen, egal von wem sie ausgeht. Der Illusion, dass
es Gewalt von Polizisten in »unserem schönen Land« nicht gibt, sollte man/frau sich
nicht hingeben. Der jährliche Bericht von Amnesty International spricht
eine andere Sprache. österreich befindet sich hier in bester Gesellschaft mit Staaten wie
dem Iran, der Türkei, Indien, China usw. was Prügel bei Verhören, Einsatz von
Elektroschockgeräten und ähnliches betrifft - wenn auch in abgeschwächter Form, was
jedoch die Sache grundsätzlich um nichts besser macht. Wenn hin und wieder ein besonders
spektakulärer Fall von Vergewaltigung und Misshandlung in die Medien kommt, so stehen die
Verantwortlichen nicht an von »bedaürnswerten Einzelfällen« und »schwarzen Schafen«
zu erzählen, und lenken damit erfolgreich von der tagtäglichen Hetze und Schikane gegen
Obdachlose, Menschen mit anderer Hautfarbe, unangepasste Jugendliche usw. ab. Wenn diese
Mitmenschen beschimpft und verhöhnt, oder unter Einsatz von Springerstiefeln »des
Platzes verwiesen« werden, so ist das eher die Regel als die Ausnahme. Wer das für
übertrieben hält, kann sich z. B. bei einem morgendlichen Spaziergang durch den
Stadtpark, wenn die Polizei ihren Weckdienst für Unterstandslose versieht, selbst ein
Bild machen. Doch auch wer sich nicht zu einer gesellschaftlichen Randgruppe zählt, ist
nicht davor gefeit selbst Opfer von Polizeiwillkür zu werden. Es stellt sich spätestens
dann heraus, wie
machtlos einzelne Bürger oder Bürgerinnen gegenüber der Staatsmacht sind, wenn sie
versuchen, gegen unkorrektes Vorgehen der Polizei Beschwerde zu erheben. Nur in den
seltensten Fällen wird den betroffenen Personen recht gegeben (ca. fünf von über
tausend Fällen pro Jahr), da die Justiz bekanntlich dazu neigt, ihren »Kollegen« von
der Exekutive mehr zu glauben als einem Normalsterblichen. Und selbst wenn es zu einer
Verurteilung wegen Polizeigewalt kommt, so beschränken sich die Konseqünzen meist auf
unbezahlten Urlaub oder Strafversetzungen, obwohl die Rechtfertigungen für übertriebene
Massnahmen bei Amtshandlungen allzuoft fadenscheinig sind oder gar auf eine rassistische
Motivation schliessen lassen. So geschehen am 1. 11. 1998, als Exekutivbeamte die Familie
»Dr. C.« auf offener Strasse anhielt, Frau samt Kind zu Boden stiess, und den Inhalt
ihres Rucksackes durchsuchte, Herrn »Dr. C.« schwer misshandelt in eine Zelle sperrte,
und ihn anschliessend in eine unfallchirugische Ambulanz überstellen liess. Noch in der
selben Nacht drang die Polizei in die Wohnung von Frau »C.« ein, wo sie weiter
eingeschüchtert wurde. Oder am 17. 10. 1998, als die Polizei ein Chinarestaurant
kontrollierte, den Reisepass eines malaysianischen Kochs überprüfte, der seit 13 Jahren
in österreich legal lebt, und ihn »zur
Vermeidung eines Fluchtversuches« für vier Tage in Schubhaft steckte, da der Pass
»mehrere Fälschungsmerkmale« aufwies. Der Pass stellte sich als gültig heraus. Ein
Jahr zuvor hat derselbe zuständige Inspektor den Pass der chinesischen Lokalbesitzerin
als gefälscht bezeichnet, mehrere Personen verhaftet und mit Faustschlägen »beamtshandelt«. Derartige Fälle geschehen jeden Tag, ohne dass jemand davon erfährt.
Und ausser ihrer offenkundig rassistischen Motivation haben sie noch etwas gemeinsam. Die
Opfer haben
kaum die Möglichkeit, Beschwerde einzulegen, und wenn sie es gegen alle damit verbundenen
Ängste doch tun, erleben sie eine traute Einigkeit zwischen Justiz und Exekutive. Und
nicht selten werden gerade von der Polizei misshandelte MigrantInnen anschliessend noch
unter Verdrehung der Wahrheit angezeigt, um im nachhinein die unglaubliche Brutalität zu
rechtfertigen.
Keine Möglichkeit zu haben, gegen solche »Amtshandlungen« vorzugehen ist
gleichbedeutend mit dem Verlust der Menschenwürde. Auch fundamentale Grundrechte wie das
Recht auf Hausfrieden, Datenschutz und Meinungsfreiheit werden immer wieder gebeugt oder
missachtet. Menschen werden abgehört, bespitzelt und es werden Datenbanken errichtet, in
denen Informationen auch über unbescholtene Personen gesammelt werden. (Der Skandal um
die Stapo-Akten scheint weitgehend in Vergessenheit
geraten zu sein.) Mit Lauschangriff und Rasterfahndung sind dafür noch mehr
Möglichkeiten bzw. die rechtliche Grundlage für schon früher praktizierte
Ermittlungsmethoden geschaffen worden, obwohl ExpertInnen deren Nutzen im Kampf gegen
tatsächliche Verbrechen stark bezweifeln. (Auf einen Kriminellen, der überführt werden
kann, kommen laut eigenen Angaben der Polizei durchschnittlich neun unbescholtene
Abgehörte.) Die Gefahr des Missbrauchs steigt dadurch enorm, vor allem wenn man bedenkt,
dass schon jetzt unbefugterweise Daten weitergegeben werden und z. B. auf
wundersame Weise ihren Weg in bestimmte Parteizentralen finden. Besonders interessant sind
solche Pläne in Hinsicht auf die Vereinheitlichung der europäischen Polizeibehörden,
die durch eine grossflächige EDV-unterstützte Erfassung der persönlichen Daten von
EU-BürgerInnen etwaigen Widerstand gegen europaweiten Sozialabbau, Aushöhlung von
ArbeitnehmerInnenrechten, Umweltzerstörung usw., deren Auswirkungen wir in Form von
Sparpaketen, Arbeitszeitflexibilisierung und Massenentlassungen bereits zu spüren
bekommen, verhindern soll - bzw. schnellen Zugriff auf unliebsame Personen gewährleisten
wird. Während nämlich der Grossteil der Bevölkerung den Gürtel enger schnallen muss,
fahren UnternehmerInnen immer höhere Gewinne ein. Dass ebendiese Lobbies aus Industrie
und Wirtschaft über Sozialpartnerschaft, Interessensverbände und finanzielle
Unterstützungen aktiv das politische Geschehen in diesem Land mitbestimmen, ist eine
Binsenweisheit. Deshalb ist auch ihr Einfluss auf die Ausrichtung der Sicherheitskräfte
nicht zu unterschätzen. Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte, dass soziale
Konflikte von den Herrschenden mit Hilfe von polizeilicher Gewalt ausgefochten werden.
Diese Verhältnisse lassen sich erst ändern, wenn wir uns nicht mehr bevormunden lassen,
selbst Verantwortung für unser Leben übernehmen und die Rechte einfordern, die wir aus
einem einfachen Grund haben: weil wir Menschen sind.
Schaut nicht weg - schaut nicht zu - greift ein!
Nützt Eure Rechte, so lange ihr sie noch habt!
Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) Fachschaft Informatik
Freie ArbeiterInnen Union Wien (FAU) Infoladen Wels
Infoladen 10 ökologische Linke (öKOLI)
Revolutionsbräuhof (RBH) Rosa Antifa Wien (RAW)
Tatblatt
Tschechischem Antifaschisten drohen 25 Jahre Haft:
Freiheit für Michal Patera!
Dem Aktivisten der FSA/IAA, Michal Patera, drohen 25 Jahre Haft! Am Freitag, dem 27.
November 1998 wurde er und ein anderes Mitglied der Föderation der Sozialen
AnarchistInnen (FSA/IAA) im Prager Klub »Hampton« von mindestens fünf tschechischen
Neonazis tätlich angegriffen. Die meisten von ihnen gehören dem harten Kern der Prager
Neonaziszene und betreiben u. a. asiatische Kampfsportarten. Michal Patera und sein Freund
wurden im Lokal von der Gruppe Neonazis überrascht, die von einem Sympathisanten
informiert worden waren, dass sich Michal dort aufhielt. Schüsse in Notwehr In der
anschliessenden Schlägerei wurde der Bekannte von Michal Patera bald bewusstlos
geschlagen, so dass Michal Patera seinen Gegnern allein gegenüberstand. Nachdem er ein
paar schwere Schläge einstecken musste, durch die er verletzt wurde und anschliessend
einen Schock erlitt, wurde ihm klar, dass er sich in Lebensgefahr befand. Er zog seine
Pistole, für die er einen legalen Waffenpass besitzt, und schoss auf den aggressivsten
der Neonazis.
Anschliessend konnte er flüchten, wurde jedoch festgenommen. Schon sechs Monate vorher
war er von Faschisten attackiert worden, konnte aber entkommen. Michal Patera wird
verhaftet - gegen die Angreifer wird nicht ermittelt Nach kurzer polizeilicher
überprüfung und Rücksprache mit der »Spezialabteilung zur Bekämpfung des politischen
Extremismus« wurde Michal des »ideologisch motivierten versuchten Mordes« (§§ 8/1 und
219 des Strafgesetzbuchs) angeklagt.
Am nächsten Morgen wurde vom Bezirksrichter die Untersuchungshaft bis zum Prozessbeginn
verhängt. Im Durchschnitt sitzt ein Angeklagter ein Jahr lang in solchem Gewahrsam. Die
Polizei stufte den Fall klar als »ideologisch motivierten« versuchten Mord ein, begangen
durch einen bekannten »Linksextremisten« gegen eine Gruppe unschuldiger unauffälliger
»junger Männer« . Michal droht deshalb eine Haftstrafe von 25 Jahren in einem der
härtesten Gefängnisse. Keiner der neonazistischen Angreifer wird auch nur wegen des
geringsten Deliktes angeklagt.
Neo-Nazis in der Tschechischen Republik
Um die Stärke der tschechischen neonazistischen Bewegung zu begreifen, ist es
wissenswert, dass sie am Tag des Angriffs eine Kundgebung und ein »Festival der weissen
Musik« bei Plzen durchführten. Mehr als zehn neonazistische Musikgruppen traten auf, 300
FaschistInnen besuchten das Konzert. Einheiten der Bereitschaftspolizei griffen nicht ein,
obwohl antisemitische und faschistische Losungen in aller öffentlichkeit skandiert wurden
und von FaschistInnen der Hitlergruss gezeigt wurde, was unter dem tschechischen
Strafrecht streng geahndetwird.
Nach Informationen der Polizei gibt es in der Tschechischen Republik über 30.000
organisierte Neonazis und AktivistInnen, davon allein 3000 in Prag. Die Prager Ortsgruppe
der FSA/IAA dagegen hat ganze zehn Mitglieder. Nach offiziellen Angaben des
Innenministeriums sind über ein Drittel der PolizistInnen Mitglieder oder aktive
SympathisantInnen neofaschistischer, rassistischer oder extrem nationalistischer
Organisationen. Die Sympathie und Zusammenarbeit zahlreicher Polizeibeamter mit Neonazis,
die in manchen Fällen bis hin zu direkter Mittäterschaft reicht, ist eine
bekannteTatsache. Michal Patera wurde angegriffen, weil er sich gegen diese
neofaschistische Bewegung engagiert hatte. Nun drohen ihm 25 Jahre Haft. Seine
Gruppierung, die FSA/IAA kann für die Prozesskosten unmöglich aufkommen! Sie betragen
130.000 Kronen, was in Tschechien 20 durchschnittlichen Monatsgehältern entspricht.Es ist
dies auch nicht der erste Zwischenfall dieser Art. Seit Juli 1997 sitzt Vaclav Jez im
Gefängnis, weil auch er sich gegen einen Neonaziangriff nur noch mit seiner Pistole
wehren konnte. Die finanziellen Möglichkeiten der tschechisch-slowakischen
anarchistischen Bewegung sind nach der Kampagne zur Unterstützung von Vaclav Jez
erschöpft. Es ist unbedingt notwendig, dass Michal Patera einen guten Verteidiger
bekommt, da die polizeiliche und kapitalistische (Un-)Gerechtigkeit klar voreingenommen
ist.
Die Kampagne zur Verteidigung von Michal Patera wird von der Prager Ortsgruppe
der FSA/IAA koordiniert.
Was könnt ihr tun?
Ç Schreibt solidarische Briefe an Michal;
Ç schreibt Protestbriefe an die nächste Tschechische Botschaft (in Österreich:
Penzinger Strasse 11 - 13, 1140 Wien, Tel.: 01/894 37 41, Fax: 01/894 12 00).
Fordert die Freilassung aus der U-Haft von Michal Patera (geb. 1976), inhaftiert am 27.
November 1998 in Prag, sowie die Rücknahme der Anklage unter §§ 8/1 und 219 des
Strafgesetzbuchs, da er wegen seiner antifaschistischen und anarchistischen überzeugung
brutal angegriffen und seiner Pistole nur in einem Akt der Selbstverteidigung eingesetzt
hat;
Ç unterstützt die Verfahrensverteidigung mit einer Spende (Spendenkonto in Österreich:
620 206 102, Bank Austria, BLZ 20151, lt. auf Revolutionsbräuhof, bitte Verwendungszweck
angeben);
Ç Michals Addresse im Polizeigewahrsam lautet: Michal Patera (1976), PO BOX 5,
CZ-14057 Praha 4, Tschechische Republik
Wir haben diese Protestkundgebungen organisiert, um öffentlichkeit zu schaffen.
über die Grenzen der Tschechischen Republik hinaus. Als Zeichen antifaschistischer
internationaler Solidarität: Beteiligt Euch daran!