Redaktionsschluss 4. Januar 2008

Wir gratulieren unseren Mitgliedern
Neue Mitglieder
Fritz Treu 100 Jahre alt
Jüdischer Humor und jüdischer Witz in der Literatur
Erwerbungen 2007
Die sieben Leben des Pablo Picasso
Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung
Was soll man lesen?
Radierungen von Reinhard Minkewitz
Der Vorstand des Leipziger Bibliophilen-Abends
18. Leipziger Druck
Sammlerabend bei der Regionalgruppe Rhein-Main-Neckar
18. Berliner Exlibristreffen
 

 


 

Wir gratulieren unseren Mitgliedern. Zum 30. Geburtstag: Robert Grieger (Berlin) am 3. 4. Zum 40. Geburtstag: Jörg Seifert (Annaberg-Buchholz) am 3. 6. Zum 60. Geburtstag: Christoph Seifert (Halle/Saale) am 15. 4., Josef Wermes (Berlin) am 30. 4. André Lefeber (Schollene) am 31. 5., Ninon Suckow (Berlin) am 11. 6. Zum 65. Geburtstag: Peter Zitzmann (Nürnberg) am 22. 4., Dr. Hans-Jürgen Viehrig (Leipzig) am 26. 4., Uwe Domke (Berlin) am 4. 5., Ulrich Keicher (Leonberg) am 27. 5. Zum 70. Geburtstag: Dieter Kuhlmann (Oberhausen) am 8. 4., Dr. Gert Römer (Leipzig) am 10. 4., Eugenio Pino (Brüssel) am 12. 5., Dr. Fritz Jüttner (Berlin) am1. 6., Hans-Jürgen Wilke (Berlin) am 16. 6., Dr. Helmut Sorger (Leipzig) am 23. 6. Zum 80. Geburtstag: Heinz Wegehaupt (Berlin) am 14. 6. Zum 87. Geburtstag: Johannes Kopp (Halle/Saale) am 28. 6. Zum 93. Geburtstag: Walter Berger (Berlin) am 23. 6.

Neue Mitglieder: Dr. Alexander Alter, Rangsdorf. Martina Dreykluft, Restauratorin, Berlin. Klaus Droppelmann, Vorsitzender Richter a. D., Hamm. André Engel, kaufmännischer Angestellter, Berlin. Bernd Israel, Sonderschullehrer, Reutlingen. Günter Lichtenstein, Kaufmann, Magdeburg. Dr. Horst Meyer, Verleger i. R., Bad Iburg. Dr. Thomas Reinecke, Lehrer, Schweinfurt.

Fritz Treu 100 Jahre alt
. In der Festveranstaltung zum Jubiläum 50. Jahre Pirckheimer-Gesellschaft 2006 hat er es versprochen: Er wird seinen 100. Geburtstag begehen, und am 20. Februar war es soweit. Der Verstand überbrachte ihm die herzlichsten Glückwünsche. Treu hat von 1960 bis 1981 die Ortsgruppe Radebeul und Dresden, eine der ersten Pirckheimer-Regionalgruppen, geleitet. In seinem Rückblick im Almanach Jubelrufe aus Bücherstapeln erinnert er sich daran, daß er zu dem Amt kam, ehe er überhaupt Mitglied geworden war. Es war eine glückliche Wahl für beide Seiten, die Dresdner Bibliophilen haben viele Jahre von seinem Engagement und seiner Beharrlichkeit profitiert, und auch Fritz Treus Leben wurde durch den Umgang mit Bücherfreunden bereichert, wie er mehrfach bekannt hat. Als Leiter einer Gewerkschaftsbibliothek konnte er seiner Liebe zum Buch auch im Berufsleben frönen. Privat sammelt er Dresdensia. Manche ältere Pirckheimer erinnern sich noch an die beein-druckende Ausstellung im Schloß Moritzburg, die Fritz Treu mit anderen im Rahmen des Pirckheimer-Jahrestreffens 1972 veranstaltete. Dort waren neben Graphik, Plakat und der Sammlung Wein von Hellmuth Rauner nicht zufällig Dresden-Bücher reich vertreten.

Jüdischer Humor und jüdischer Witz in der Literatur. Am 11. Oktober 2007 konnte die Berliner Gruppe wieder einmal Jürgen Gottschalk als Referenten begrüßen. Er sprach zum Thema Jüdischer Humor und jüdischer Witz in der Literatur (deutschsprachige jüdische Humoristika). Gottschalk wies anfangs auf das Problem hin, jüdischen Humor zu definieren. Die Bandbreite reicht von der Hochliteratur bis zu Karikaturen, Witzen und Schwänken. Eine weitere Schwierigkeit besteht in der schwierigen Quellenlage. Die oft nur in kleiner Auflage erschienenen Werke sind nur unzureichend bibliographisch erfaßt. Außerdem sind die erhaltenen Exemplare weltweit über viele private und öffentliche Bibliotheken verstreut. Der Referent wies auf zwei Werke hin, mit denen ein Anfang der bibliographischen Verzeichnung gemacht worden ist. Zu einer 1967 in Großbritannien veranstalteten Ausstellung über jüdischen Humor erschien ein Katalog mit 59 Titeln. Wichtiger ist allerdings das 1996 erschienene Werk von Singa Pesanka Schwara: Humor und Toleranz. Ostjüdische Anekdoten als historische Quelle (Weimar, Wien 1996). Diese Publikation bietet eine Analyse und ein bibliographisches Verzeichnis der ostjüdischen, weitgehend jiddischen Witzliteratur.
Ausdruck für die Schwierigkeiten bei der Erforschung des jüdischen Humors ist die Frage, welches Werk das älteste humoristische jüdische Werk ist. Nach Schwara ist es eine 1795 in Fürth erschienene Bearbeitung des Volksbuches über die Schildbürger. Jürgen Gottschalk konnte allerdings ein 1717 in Frankfurt/Oder erschienenes antijüdisches Werk mit dem Titel Die geistliche Blindheit Israelis ermitteln, in dem auch humoristische jüdische Quellen ausgebreitet worden sind. Im 19. und 20. Jahrhundert ist dann eine Vielzahl von jüdischen humoristischen Werken erschienen, von denen eine Anzahl an diesem Abend vorgestellt wurde. Hierzu gehörten Werke des Bibliothekars an der Berliner Universitätsbibliothek der Friedrichs-Wilhelms-Universität Heinrich Loewe ebenso wie solche über den Humor bei Ludwig Börne und Heinrich Heine und Parodien auf Schillers Werke.
Manfred Funke

Erwerbungen 2007 wurden von den Berlin-Brandenburger Pirckheimern auf der traditionellen Jahresendzusammenkunft am 13. Dezember vorgezeigt. Wie schon in den letzten Jahren hatte Johanna Binger wieder ihre Büchergilde-Buchhandlung am Wittenbergplatz dafür zur Verfügung gestellt, eine günstige Gelegenheit für die Pirckheimer, sich über das aktuelle Angebot der Büchergilde zu informieren, denn nicht jeder ist auch hier Mitglied. Ursula Lang konnte in ihrem kurzen Rückblick auf das vergangene Jahr feststellen, daß alle Veranstaltungen planmäßig stattfanden und durchweg gut besucht waren. Das Leitungsteam hat gut zusammengearbeitet, muß jetzt aber auf Renate Gollmitz verzichten, die aus Altersgründen zurücktrat. Als Nachfolger wurde der Berliner Graphiksammler Robert Wolf vorgeschlagen, der die Wahl annahm und freudig begrüßt wurde. Ein herzlicher Dank an Renate Gollmitz für ihre langjährige Mitarbeit wurde von ihr mit dem Versprechen beantwortet, weiter aktiv zu bleiben. Das neue Programm für 2008 lag bereits vor und wurde allen Anwesenden zusammen mit dem neuen MARGINALIEN-Heft mit der Graphikbeilage von Thomas Matthaeus Müller und der Jahresgabe, Manfred Bofingers Ein Bilderbuch der deutschen Sprache, erschienen bei Faber & Faber, überreicht.
Nun wurden die mitgebrachten Schätze des Jahres hervorgeholt. Einen festen Platz haben immer die in Jahren und Jahrzehnten angelegten speziellen Sammlungen einiger Mitglieder, deren Wachsen man durch den Besuch dieser Abende förmlich mitverfolgen kann, diesmal etwa bei Dr. Fritz Jüttner (Klopstock und Gleim), Jürgen Gottschalk (David Kalisch), Gerhard Rechlin (Karl-Georg Hirsch), Hans-Jürgen Wilke (Felixmüller), Dr. Carsten Wurm (Erstlingswerke, diesmal von Zuckmayer und Emmy Ball) oder Prof. Wolfram Körner (Totentanzbücher). Neben diesen Erwerbungen vom Trödel bis zur hochpreisigen Auktion gibt es auch immer Hinweise auf Neues, soeben Erschienenes oder noch im Entstehen begriffenes. So zeigte die Malerin und Zeichnerin Linde Kauert drei Titel ihrer Zwiefach-Reihe, die sie mit Heinz Hellmis gemeinsam herausgibt. Hellmis selbst stellte einen Kalender mit illustrierten Initialen sowie MARGINALIEN-Beilagen als handgearbeitete Hefte in illustrierten Kassetten vor, denen später Graphikhefte mit Eva Strittmatter-Gedichten und Fontane-Plaudereien folgen sollen. Hans-Udo Wittkowski hatte einen neuen bei Harald Weller erschienenen Horst-Hussel-Band mitgebracht, und Renate Gollmitz machte auf Eva Johanna Rubins Der bunte Garten und Dostojewskis Sanfte aufmerksam, die noch zu erwerben sind. Noch so manches schöne Buch war zusehen: Christa Wolfs Im Stein, illustriert von Helge Leiberg (bei burgart), Sarah Kirschs Regenkatze (bei Steidl) und ein modernes Hänsel und Gretel-Bilderbuch (nur für Erwachsene?). Dr. François Melis bot eine große Mappe mit Graphiken sowie historischen Zeitungen und Zeitschriften zur Besichtigung an, wozu leider nicht genügend Zeit blieb. Und zum Schluß sei eine nachdrückliche Empfehlung von Carlos Kühn mitgeteilt: ein Handbuch für alle zeitnotgeplagten Bibliophilen Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat!
Konrad Hawlitzki

Die sieben Leben des Pablo Picasso. Als im November 2006 Gertraude Clemenz-Kirsch den hallischen Pirckheimern mit einer Lesung ihr in Arbeit befindliches Buch über die Musen Picassos vorstellte, wurde von den Besuchern sogleich der Wunsch geäußert, diesem Thema einen weiteren Abend folgen zu lassen. Das geschah ein Jahr später am 27. November 2007, und Gertraude Clemenz-Kirsch konnte nun den erwartungsvollen Teilnehmern bereits das fertige Buch präsentieren – Die sieben Leben des Pablo Picasso (Projekte-Verlag Halle 2007; Preis 22,50 Euro).
Für diesen zweiten Vortrag zum Thema Picassos Frauen wählte sie jene Kapitel ihres Buches, die sich mit der russischen Tänzerin Olga Kokhlova, der ersten Ehefrau Picassos, und Marie-Thérèse Walter, seiner langjährigen Geliebten, befassen. Ihr Leben und die Widerspiegelung ihre Liebe zu dem großen Künstler in seinen Bildern standen dabei im Mittelpunkt. Daß es nicht nur um „ihr Glück mit“, sondern auch „ihr Leiden an Picasso“ ging - so die Autorin – wurde in dieser lebendig vorgetragenen und von Bildmaterial begleiteten Lesung deutlich. Viel wurde über Picassos Liebesbeziehungen bereits geschrieben und in Ausstellungen dokumentiert. Gertraude Clemenz-Kirsch hat sich damit nicht nur gründlich auseinandergesetzt, sondern hat auch auf eigenen Studienreisen in Frankreich und Spanien jene Stätten aufgesucht, „wo Picasso von den Musen geküßt wurde“, doch sie war auch dort, wo einige von ihnen ihre letzte Ruhe fanden, so am Grab von Olga in Cannes, die acht Jahre an Picassos Seite gelebt und 1921 ihren gemeinsamen Sohn Paulo auf die Welt gebracht hatte. Verlassen und verbittert starb sie 1953 im Alter von 62 Jahren an Krebs. Marie-Thérèse Walter, die trotz der Ehe Picassos mit Olga und anderer Geliebten dem Künstler viele Jahre eine hingebungsvolle Gefährtin blieb und ihm 1955 die Tochter Maya schenkte, sah ihn 1958 zum letzten Mal. Im Oktober 1977, vier Jahre nach Picassos Tod, erhängte sie sich in ihrer Wohnung.
Es sind nicht allein die Geschichten um diese Frauen, ihr spannungsvolles und problematisches Verhältnis zu dem Jahrhundertkünstler, die Gertraude Clemenz-Kirschs Ausführungen so lebendig machen. Durch die kenntnisreich ausgewählten Berichte von Freunden, Verwandten und Zeitzeugen des Malers und seiner Geliebten vermittelt dieses Buch eine ungemeine Authentizität, die noch vertieft wird durch die Fotos der Autorin von den Orten ihrer Erkundungen und einigen Bildern Picassos, in denen sich seine Liebesbeziehungen und deren Verlauf niedergeschlagen haben. Natürlich konnten sich alle Besucher davon auch direkt überzeugen. So war dieser zweite „Picasso-Musen-Abend“ (dem sicher noch ein dritter folgen wird) für alle Anwesenden ein interessantes Erlebnis – für die erfolgreiche Autorin, die mit viel Beifall bedacht wurde, und für ihre Zuhörer, die durch diese anregende Buchpräsentation von dem glück- und leiderfüllten Leben zweier Frauen erfuhren, die durch ihre Nähe zu Picasso und durch seine Bilder unsterblich wurden.
Ute Willer

Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung ist der Titel einer im Jahr 1806 erschienenen antinapoleonischen Flugschrift, deren Verfasserschaft bis heute nicht eindeutig geklärt werden konnte. Zweifelsfrei ist hingegen, daß sie vom Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm verlegt und vertrieben wurde. In diesen Jahren der größten Machtfülle Napoleons mehrten sich in den besetzten Ländern Europas Streit und Schmähschriften, in denen die Eroberungszüge des Usurpators, Ausplünderung und Repressionen gegen die Bevölkerung angeprangert wurden. Napoleon, von dem der Ausspruch »Die Buchdruckerkunst ist ein mit gefährlichen Waffen gefülltes Zeughaus« überliefert ist, wollte diesen Pasquillen mit Härte antworten und ein Exempel statuieren. Von den damals der Verbreitung der Flugschrift Beschuldigten konnten sich aus verschiedensten Gründen alle bis auf Palm schließlich retten, Palm jedoch wurde am 26. August 1806 von einem französischen Hinrichtungskommando erschossen. Damit wurde, wie der Autor feststellte, zum ersten Mal in der Geschichte des Buchhandels ein Buchhändler wegen des Inhalts einer von ihm vertriebenen Publikation hingerichtet. Bernt Ture von zur Mühlen hat in einer buchwissenschaftlich-biographischen Studie (Frankfurt am Main: Bramann, 2003) diesen Fall neu aufgerollt, das weit verstreute historische Material gesichtet, überprüft und teilweise neu bewertet. Darüber berichtete er am 9. Oktober 2007 vor den Leipziger Bibliophilen, die seinem lebendigen und faktenreichen Vortrag mit großem Interesse folgten. In dem sich anschließenden Gespräch wurde mit Hinweis auf Vorkommnisse aus der jüngeren deutschen Geschichte (Spiegel-Affäre, Cicero) die Frage nach der strafrechtlichen Verantwortung eines Verlegers für den Inhalt der von ihm vertriebenen Drucke aufgeworfen.
Herbert Kästner

Was soll man lesen? ist der Titel eines ebenso klugen wie amüsanten Lese(ver)führers aus der Feder von Klaus Walther, erschienen 2005 im Leipziger Verlag Faber & Faber. Dr. Klaus Walther, Germanist, Lektor, Herausgeber und Autor, ist aber nicht nur ein höchst belesener Mann, sondern auch ein Erzbibliophile, dessen besondere Liebe dem Werk von Hermann Hesse gilt, über den er auch eine lesenswerte Biographie veröffentlicht hat. Zum Thema Hesse lesen – Hesse sammeln. Ein Kapitel Leben und Bibliophilie plauderte Klaus Walther am 6. November 2007 vor den zahlreich erschienenen Leipziger Bücherfreunden, die einen anregenden und kurzweiligen Abend erlebten. Vor den Hörern entfaltete Klaus Walther ein buntes Mosaik von Hesses tastenden Anfängen der Romantischen Lieder und Eine Stunde hinter Mitternacht, beide später vom Autor selbst verworfen, bis zu den großen und anhaltenden Publikumserfolgen wie Steppenwolf, Narziß und Goldmund und Glasperlenspiel – noch heute Goldesel des jetzigen Lizenzinhabers Suhrkamp-Verlag. Auch die DDR-Verlage bemühten sich sehr um das Werk des Autors, scheiterten anfangs jedoch oft an der Lizenzverweigerung durch Suhrkamp; später kamen die wichtigsten Titel (11) in liebevoller Ausstattung in lindgrünem Leinen bei Aufbau heraus. Einen humorvollen Hesse kann man, so Klaus Walther, etwa in der Nürnberger Reise und im Kurgast, besonders aber in seinen Tausenden von Briefen finden. Zur Sprache kamen des weiteren Hesses bedeutende essayistische Arbeiten und die Unzahl seiner Privatdrucke und der von ihm herausgebenen Bücher. Etliche interessante Titel und illustrierte Ausgaben lagen zum Anschauen parat, von den großen Seltenheiten konnte nur gesprochen werden. Da bekamen die Augen des Referenten jenen verräterischen Glanz, der den echten Bibliophilen verrät, und die Hörer erfuhren auch, wie Klaus Walther von ersten Leseerlebnissen zu Hesse, zur Weltliteratur und zur Bücherleidenschaft gefunden hat. Walther hat Hesse persönlich nicht mehr kennengelernt, wohl aber seinen Sohn Heiner, und so konnte er auch aus dem persönlichen Umfeld des Autors manches Interessante und manche Schnurre berichten und die wohlbekannte Tatsache erhärten, daß es ein Irrtum ist zu glauben, der Literat müsse das, was er schreibt, auch selber leben.
H. K.

Radierungen von Reinhard Minkewitz aus mehr als zwei Jahrzehnten zeigte der Leipziger Bibliophilen-Abend vom 1. November bis zum 20. Dezember 2007 im Leipziger „Haus des Buches“. Zur Eröffnung waren mehr als 120 Gäste aus nah und fern gekommen, um die Arbeiten des 1957 in Magdeburg geborenen Künstlers, vorzugsweise Kaltnadelradierungen, zu sehen. Zur Einführung sprach die Schriftstellerin Kerstin Hensel, die eine langjährige Künstlerfreundschaft mit Minkewitz verbindet. Im Zentrum der Exposition standen die Blätter zum Gilgamesch-Epos, die der Künstler zum soeben erschienenen 17. Leipziger Druck radierte. Zur Ausstellung ist auch ein Katalog erschienen, der Texte von Kerstin Hensel, Dieter Hoffmann und Herbert Kästner sowie eine Bibliographie der von Reinhard Minkewitz illustrierten Bücher enthält. Der Katalog ist über den Leipziger Bibliophilen-Abend zum Preis von 9 Euro zu beziehen, auch gibt es noch einige wenige Vorzugsexemplare mit einer beiliegenden signierten Radierung im Röteldruck zu 30 Euro.

Der Vorstand des Leipziger Bibliophilen-Abends legte in der Wahlversammlung am 4. Dezember 2007 Rechenschaft über die Ergebnisse der 6. Wahlperiode von 2004 bis 2007 ab. In diesen drei Jahren wurden einem interessierten Publikum 37 Veranstaltungen und sechs Exkursionen angeboten sowie vier Ausstellungen ausgerichtet. Es erschienen 14 bibliophile Editionen, darunter die Leipziger Drucke Nummer 15 (Kleist: Die Marquise von O…), 16 (Bertolt Brecht: Der anachronistische Zug oder Freiheit und Democracy) und 17 (Das Gilgamesch-Epos) sowie die zweite Folge der Reihe Stich-Wort mit Erstdrucken von Peter Brasch, Gerhard Altenbourg (beides aus dem Nachlaß), von Matthias Biskupek, Richard Pietraß, Ingo Schulze und Thomas Rosenlöcher. Originalgraphisch wurden diese Drucke begleitet von Rolf Kuhrt, Baldwin Zettl, Reinhard Minkewitz, Karl-Georg Hirsch, Horst Hussel, Thomas Matthaeus Müller, Hanif Lehmann, Hartwig Ebersbach und Gerda Raidt. – Die Zahl der Mitglieder des Leipziger Bibliophilen-Abends stieg auf 222. Der einstimmig gewählte Vorstand für die 7. Wahlperiode besteht aus: Frank Eilenberger, Michael Faber, Herbert Kästner (Vorsitzender), Dr. Mark Lehmstedt, Gabriele Netsch, Eberhard Patzig (Stellvertreter des Vorsitzenden), Hans-Joachim Röding (Schatzmeister), Rainer-Joachim Siegel, Dr. Hans-Jürgen Viehrig und Wolfgang Zumpe. Zu Rechnungsprüfern wurden Hans-Günter Hahn und Petra Gläss gewählt.

Als 18. Leipziger Druck wird der Leipziger Bibliophilen-Abend 2008 Die Perser von Aischylos in der Bearbeitung von Heiner Müller für die Freie Volksbühne Berlin (1991) und mit Radierungen von Michael Triegel vorlegen. Die Gestaltung hat André Grau übernommen. Die Auflage wird wiederum 150 Exemplare betragen. Die Vorzugsausgabe ist bereits durch Subskription vergriffen, von der Normalausgabe sind noch einige wenige Exemplare verfügbar. – Im Jahr 2008 wird auch die dritte Folge der Reihe Stich-Wort eröffnet, in der bis 2010 wiederum sechs originalgraphisch ausgestattete Erstdrucke erscheinen werden. Die Auflage von 100 Exemplaren ist durch Subskription vergriffen. – Aus Anlaß des 80. Geburtstages von Prof. Lothar Lang erscheint als Sonderheft dieser Reihe ein neuer Text des Jubilars: Alberto Giacometti, Der Versuch ist alles. Nebst einer Notiz zu Carlfriedrich Claus. Den graphischen Part übernahm Gerd Sonntag, Berlin. Die Auflage beträgt 100 Exemplare; Bestellungen sind derzeit noch möglich (Herbert Kästner, Philipp-Rosenthal-Straße 66, 04103 Leipzig).

Sammlerabend bei der Regionalgruppe Rhein-Main-Neckar. Das letzte Treffen im alten Jahr stand im Zeichen der Präsentation von Neuerwerbungen oder besonders wichtiger Sammlerstücke der einzelnen Mitglieder. Der Bogen der vorgestellten Objekte reichte von alter Graphik bis zu aktueller prämierter Buchkunst. Drei Radierungen des Dresdener Akademiedirektors Christian Ludwig v. Hagedorn (1712-1780) zeigen die Nähe des Künstlers zu den niederländischen Landschaftern auf. Meisterlich zwei Kupferstichbildnisse Schillers, davon eines nach dem bekannten Porträt von Anton Graff. Ein pergamentgebundenes Insel-Bändchen erwies sich trotz der 200er Auflage als Unikat, da im Impressum der Name des Erstbesitzers eingedruckt ist. Es handelt sich um die Historie eines edlen Fürsten (IB Nr. 71/1, 1913). Nicht nur von zeitgeschichtlichem Interesse ist die Neuauflage der Zeitschrift Der Maikäfer von Gottfried Kinkel (1815-1882), der als Aktivist der 1848er Revolution bekannt wurde. Ein Novellenband von Rudolf G. Binding erhält seinen Wert durch die 54 Zeichnungen der Heidelberger Künstlerin Hanna Nagel (1907-1975), und Rudolf Alexander Schröders Text Heimat macht in einer gut gedruckten und handgebundenen Ausgabe von 1958 mit den schönen Büchern der Vereinigung Oltner Bücherfreunde (VOB) bekannt. Alain Fourniers Der Große Kamerad mit 12 Original-Lithographien von Laure Malclès (1911-1981) zeigt, daß die zweite Frau von Frans Masereel eine durchaus eigenständige Graphikerin war. Als neuestes Produkt der Initiative Buchkultur präsentierte die Ludwigshafener Verlegerin Marita Hoffmann Borsch für Anfänger – fast ein Russisch-Lehrbuch und zugleich der Bericht über eine Spätaussiedlerfamilie, geschrieben und gestaltet von Tatjana Triebelhorn. Wegen seiner originellen Gestaltung wurde das Buch unter die „Schönsten“ des Jahres aufgenommen (1500 Exemplare, ISBN 978-3-938031-22-3). Die Vorstellung dieser so unterschiedlichen Objekte erbrachte Anregungen für die Themen der Treffen des neuen Jahres.
fp

Das 18. Berliner Exlibristreffen. Traditionsgemäß fand am 3. November 2007 im Rudi Nachbarschaftszentrum Berlin Friedrichshain-Kreuzberg das nunmehr 18. Berliner Exlibristreffen statt. Unter den etwa 25 Teilnehmern, Sammlern und Künstlern, kam es bei Kaffee, Wein und Weihnachtsstollen neben dem eifrigen Tauschen zu lebhaften Gesprächen. Ausgestellt waren diesmal sämtliche 222 Exlibris von Xago, dazu etwa 25 von ihm gestaltete Neujahrskarten und, besonders interessant, die aquarellierten Originalzeichnungen für das von Xago illustrierte Buch Theodor Fontane: Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland (Aufbau-Verlag 1997), dazu noch einige nicht in das Buch aufgenommene Blätter. Das gesamte Material in zwanzig Rahmen kam aus dem Besitz von Rainer Kabelitz, der ein kurze Einführung zu Xago, dem Graphiker, Autor, Büchermacher und Philosophen, und seinem Werk gab. Leider konnte der Künstler wegen einer akuten Erkrankung nicht dabei sein. Eine große Auswahl seiner Bücher stand aber zum Erwerb bereit.
Klaus Rödel und Helge Larsen hatten wieder die lange Reise aus Dänemark nicht gescheut. Sie brachten eine kleine Gabe für die Teilnehmer mit: Das Schaukelpferd als ein Motiv in der Exlibriskunst (Frederikshavn: Kunstmuseum und Exlibrissammlung, 2007; 50 Exemplare, davon 25 für die Teilnehmer des Berliner Exlibristreffens 2007). Diese 433. Exlibrispublikation des Museums enthält einen Text von Klaus Rödel (in Dänisch und Deutsch) und 15 farbige Exlibrisabbildungen aus der Sammlung Helge Larsen. Darunter sind gleich drei Berliner Künstler mit einem Blatt vertreten: Ulrich Karlkurt Koehler (manchem Pirckheimer bekannt durch den Kupferstich Kater Murr, Widmungsdruck der Pirckheimer-Gesellschaft zum Jubiläum 100 Jahre Berliner Bibliophilen Abend), Detlev Olschewski und Xago. Es ist doch erstaunlich, welche Themen zum Sammeln anregen können. – Das nächste Treffen mit einer Ausstellung von Egbert und Renate Herfurth ist für November 2008 an gleicher Stelle geplant, dann organisiert von Wolfgang Fiedler. Interessenten sind herzlich willkommen.
Wolfram Körner