Osteuropa-AG der FAU-IAA
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1. Arbeiterkampf und Selbstverwaltung in Jasnogorsk
2. Allrussisches revolutionaeres Arbeiterkomitee in Gründung
3. Kontakt, Anmerkung
1. Arbeiterkampf und Selbstverwaltung in Jasnogorsk
Die ArbeiterInnen des Maschinenbauwerks in der Kleinstadt Jasnogorsk in der
Region Tula (130 km suedlich von Moskau) haben etwa ein Jahr lang keinen Rubel Lohn
erhalten. Im Herbst 1998 gingen sie in den Streik und besetzten das Werk. Damit wollten
die ArbeiterInnen gegen die drohende Privatisierung durch die Betriebsleitung protestieren
und verhindern, dass sie die Anlagen und Erzeugnisse des Werks verkaufen. Zu diesem Zweck
haben sie das Werk unter ihre Kontrolle gebracht. Dieser Fall ist besonders wichtig, weil
er das einzige Beispiel eines selbstorganisierten und basisdemokratischen Arbeitskampfes
in Russland darstellt. Alle Entscheidungen ueber die Situation, Massnahmen im Betrieb oder
den Verkauf der Erzeugnisse des Werks werden in Vollversammlungen getroffen, die jeden
zweiten Tag durchgefuehrt werden. Der "Rat der Arbeitskollektive" ist aus
einfachen ArbeiterInnen zusammengesetzt, die keine Vollmaechte oder Privilegien haben. Er
spielt die
Rolle eines oeffentlichen Streikkomitees und ist frei von jeglichem politischen oder
parteiischen Einfluss.
In Jasnogorsk arbeiten 4.200 Menschen aus einer Bevoelkerung von 20.000 im
Maschinenbauwerk. Somit ist das Werk auch das Leben der Kleinstadt. Im Dezember 1998
gingen 10.000 JasnogorskerInnen auf die Strasse und blockierten die Eisenbahnlinie nach
Moskau, um Druck fuer die Freilassung ihrer inhaftierten AnfuehrerInnen zu machen und
gegen die drohende Privatisierung ihres Werks zu protestieren.
Bezeichnenderweise sind sowohl die "JelzinistInnenen" als auch die
"KommunistInnen" gegen die ArbeiterInnen eingestellt. Die Tulaer Region wird von
der "oppositionellen" Kommunistischen Partei regiert, aber die regionale
Regierung ist ein schlimmer Feind der jasnogorsker ArbeiterInnen und fuehrt die gleiche
Wirtschaftspolitik wie die neoliberale HerrscherInnen im russischen Staatsapparat.
Im Februar 1999 wurde das Maschinenbauwerk unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt,
nachdem sie fuer zahlungsunfaehig erklaert worden war. Die neue Verwaltung wird versuchen,
die Kontrolle der ArbeiterInnen ueber das Werk zu brechen und die ArbeiterInnen zu
zwingen, die Arbeit unter neuen Bedingungen und ohne Lohn wieder aufzunehmen. Die neue
Verwaltung leitete repressive Massnahmen ein: jegliche Versammlungen und Streikmassnahmen
wurden verboten. Die ArbeiterInnen wollen das Verbot aber nicht beachten und streiken
weiter. Es ist moeglich, dass in den naechsten Wochen die Polizei ins Werk bestellt wird.
Die kaempfenden ArbeiterInnen in Jasnogorsk brauchen internationale Solidaritaet. Das
Beispiel dieses selbstorganisierten Kampfes ist fuer die ArbeiterInnen in Russland sehr
wichtig und verdient die Unterstuetzung der internationalen anarchosyndikalistishcen
Bewegung.
Wir bittten alle GenossInnen im Ausland eindringlich, Solidaritaetstelegramme an die
ArbeiterInnen des jasnogorsker Maschinenbauwerkes zu schicken um gegen die geplante
Unterdrueckung zu protestieren.
Die Adresse fuer Telegramme lautet :
Yasnogorski Mashinostoitelny Zavod, Profkom
Tul'skaya oblast, gorod Yasnogorsk
301030 Russian Federation
V. Damier, KRAS-IAA, Moskau
2. Allrussisches revolutionaeres Arbeiterkomitee in Gruendung
"VertreterInnen der Arbeiter-Organisationen einiger Fabriken der Staedte Rostow am
Don (Suedrussland) und Jaroslawl (250 km nordoestlich von Moskau) haben beschlossen, ein
Allrussisches revolutionaeres Arbeiterkomitee zu gruenden. Ihr Ziel ist die Durchsetzung
folgender grundlegender Forderungen der dort arbeitenden Menschen und aller ArbeiterInnen
Russlands:
1. Der Ruecktritt Praesident Jelzins.
2. Die Einfuehrung der Arbeiterkontrolle in den Betrieben und den wichtigsten
Wirtschaftszweigen, um Massenentlassungen und die Aufloesung der Betriebe zu verhindern.
3. Die Versorgung aller ArbeiterInnen des Landes mit den notwendigsten Lebensmitteln, mit
Bekleidung und Wohnraum.
4. Die Schaffung eines allen zugaenglichen Systems der mittelschulischen und hoeheren
Bildung sowie eines vollwertigen Gesundheitswesens.
Die Realisierung dieser Forderungen der Arbeitenden ist nur durch die Einrichtung der
realen Arbeitermacht moeglich. Dafuer ist es notwendig, Organe der Selbstverwaltung wie
Arbeiterkomitees, Streikkomitees und Sowjets zu schaffen, und zwar in den Betrieben,
Staedten und Doerfern. Ferner ist es unabdingbar, lokale, regionale und allrussische
Organe der Volksmacht aus VertreterInnen der in den Betrieben bereits entstandenen
Selbstverwaltungsorgane zu bilden.
EinE jedeR VertreterIn der Arbeiterkollektive kann kurzfristig aus einem Organ der
Volksmacht - auf beliebiger Ebene - abberufen werden, sobald dies von dem
Arbeiterkollektiv, das ihn oder sie delegiert hat, gefordert wird.
Alle Arbeitenden, die gegen das bestehende Regime protestieren, rufen wir dazu auf,
oertliche Organe der Selbstverwaltung (Arbeiterkomitees, Streikkomitees, Sowjets) zu
schaffen und ihre Protestversammlungen und -aktionen landesweit mit Hilfe des
Allrussischen revolutionaeren
Arbeiterkomitee zu koordinieren."
Kontakt: RUSSLAND, 3344091 Rostow-na-Donu, a/ja 1173
(keinen Namen angeben).
Aus: Prjamoje Djejstwije, Nr. 14 (1998-1999).
Anmerkung des Uebersetzers: Die Moskauer Ortsgruppe der Konfoederation der
revolutionaeren AnarchosyndikalistInnen (KRAS-IAA), die sich kuerzlich zu
"Union der Arbeitenden aller Berufe" (MPST-IAA) umbenannt hat, unterstuetzt
aktiv das Allrussische Revolutionaere Arbeiterkomitee.